Zeitgeschichtliche Annäherung

Der Standort der Hanse-Schule für Wirtschaft und Verwaltung, Lübeck – die Straße Dankwartsgrube, das umgebende Domviertel und die gesamte Lübecker Altstadt – ist geeignet, Zeitschichten wie in einem geologischen Schnitt lesbar zu machen.

Am Anfang des Schüler-Kunstprojekts CONCORDIA DOMI FORIS PAX steht daher die Recherche im Archiv der Hansestadt Lübeck, dem „Gedächtnis der Stadt“, im Bildarchiv des Museums St. Annen sowie dem Zeitungsarchiv in der Lübecker Stadtbibliothek. Hierbei wird eine Zeitspanne von 21 Jahren erforscht. Sie beginnt mit 1928, dem letzten „guten Jahr“ der Weimarer Republik, und endet mit dem Jahr 1949, dem Jahr der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Verkündung des Bonner Grundgesetzes.

 Arbeitsheft
1. Parlamentarische Demokratie in Deutschland

Diese Epoche war geprägt von Aufbau und Hoffnung, Zerfall und Zerstörung, Befreiung und erneutem Aufbau. Bereits im Mai 1928, mit dem Zusammenbruch der letzten Reichsregierung mit eigener parlamentarischer Mehrheit, setzt die lange Agonie der ersten deutschen Republik ein. Bei den folgenden Reichstagswahlen zieht die NSDAP erstmals mit zwölf Abgeordneten in den Reichstag ein. Es folgen Jahre des Regierens mit präsidialen Notverordnungen.

2. Errichtung der NS-Diktatur

Mit dem Börsencrash der Wall Street kommt es Ende 1929 zur Erschütterung der Weltwirtschaft, Massenarbeitslosigkeit und dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Zunehmender Antisemitismus und eine Radikalisierung der politischen Auseinandersetzung setzen ein. Die schleichende Erosion der Republik und ihrer verfassungsmäßigen Ordnung, schließlich ein Subventionsskandal, in den Reichs-präsident v. Hindenburg verwickelt ist und der ihn erpressbar macht, führen zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Vom 30. Januar 1933 bis zur faktischen und vollständigen Zerstörung der Republik vergehen nur sechs Wochen.

Der junge Lübecker Sozialist und spätere Bundeskanzler Willy Brandt flieht ins Exil. Die Bedrohung, massive Einschränkung, dann Auslöschung des jüdischen Lebens im Holocaust und der Weltkrieg führen Deutschland in den vollständigen moralischen und staatlichen Untergang. 1945 wird das nationalsozialistische Deutschland endgültig geschlagen, Europas befreit. Nach vier Jahren alliierter Besatzung folgen schließlich 1949 der Aufbau der Bundesrepublik, das Inkrafttreten des Bonner Grundgesetzes und der Wiederaufbau eines demokratisch und rechtsstaatlich verfassten Gemein-wesens in Westdeutschland. Durch die Teilung Deutschlands in Ost und West rückt Lübeck aus seiner einstigen Mittellage an eine innerdeutsche Grenze, welche vierzig Jahre bestehen wird.

Archivrecherche und Auswertung der Ergebnisse werden vorbereitet und begleitet von Armin H. Flesch | www.arminhflesch.de |, von dem das Konzept des Schüler-Kunstprojekts CONCORDIA DOMI FORIS PAX stammt, und der das gesamte Kunstprojekt als Wissenschaftlicher und Künstlerischer Leiter vorbereiten und durchführen wird.

Ergänzt werden die Archivfunde durch regional und überregional einschlägige Sekundärliteratur sowie durch eine Spurensuche im Rahmen einer Ortsbegehung in Lübeck. Dazu gehören auch ein geführter Besuch der Carlebach-Synagoge in der Lübecker St.-Annen-Straße und ein Gespräch mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Lübeck. Der Schulische Leiter des gesamten Unterrichtsmoduls wird Klaus Senkbeil, Lehrer der Hanse-Schule, sein.


Schirmherr:Björn Engholm
Konzept, wissenschaftliche und künstlerische Leitung:Armin H. Flesch
Schulische Leitung:Klaus Senkbeil
IT-Programmierung und Web-Design:Max Sternitzke